Ayurveda in der Schwangerschaft – welche Doshas dominieren?
Bewegung, Unruhe, Veränderung – der Anfang einer Schwangerschaft ist oft eine turbulente, aufregende Zeit, der den Körper fordert und verschiedene Symptome wie Müdigkeit, Übelkeit oder Heißhunger hervorrufen kann. Laut Ayurveda ist in der Schwangerschaft die Bioenergie VATA (= Bewegungs-Prinzip) erhöht. Es braucht aber Substanz (= Kapha), um das Wachstum des Fötus zu ermöglichen. Daher lautet die Empfehlung vor und zu Beginn der Schwangerschaft: Kapha aufbauen und Vata reduzieren. Bevor ich darauf eingehe, was das genau heißt, hier nochmals ein Überblick über die 3 Doshas/Bioenergien, ihre Eigenschaften und Ausprägung im Körper:
VATA: ist das Prinzip der Bewegung und setzt sich aus den Elementen Luft & Raum zusammen
Eigenschaften: kühl, trocken, leicht, beweglich, rau
körperliche Merkmale: sehr großer, schlanker oder sehr kleiner zarter Körperbau, hervorstehende Knochen & Sehnen, friert leicht, knackende Gelenke, neigt zu Verdauungsproblemen wie Verstopfung und Blähungen, trockene Haut/Haare, neigt zu Schlafstörungen, unregelmäßigem Zyklus, Unfruchtbarkeit
geistige Merkmale: kreativ, flexibel, offen für Neues; unruhig, nicht geerdet, sprunghaft, Ängste/Sorgen
Jahres- und Tageszeit: Herbst und früher Winter, 14-18 Uhr sowie 2 bis 6 Uhr morgens
PITTA: ist das Prinzip der Transformation und setzt sich aus den Elementen Feuer & Wasser zusammen
Eigenschaften: heiß, leicht, ölig, beweglich, scharf
körperliche Merkmale: mittlerer athletischer Körperbau, empfindliche helle Haut, neigt zu fettigem Haar/Haut (gerötet), schwitzen leicht, starker Hunger & Durst, gute Verdauung, neigt zu Durchfall, Entzündungen, Sodbrennen
geistige Merkmale: zielstrebig, ehrgeizig, fokussiert; perfektionistisch, ungeduldig, Wut, Aggression
Jahres- und Tageszeit: Sommer und früher Herbst, 10-14 Uhr sowie 22-2 Uhr nachts
KAPHA: ist das Prinzip der Struktur und setzt sich aus den Elementen Erde & Wasser zusammen
Eigenschaften: kalt, schwer, feucht, schleimig, statisch
körperliche Merkmale: kräftiger Körperbau, nimmt leicht an Substanz zu, dicke gesunde Haare & Haut, große Augen, langsame/träge Verdauung, neigt zu Schwere-/Völlegefühl, schlafen gern (zu) viel
geistige Merkmale: ruhig, geduldig, liebevoll; faul, geizig, träge, Anhaftung
Jahres- und Tageszeit: später Winter und Frühling, 6-10 Uhr sowie 18 bis 22 Uhr
Zu Beginn & am Ende der Schwangerschaft VATA ausbalancieren
Am Anfang der Schwangerschaft und kurz vor der Geburt ist das VATA Dosha erhöht, da hier viel Veränderung/Bewegung im Körper passiert. Dieses Ungleichgewicht zeigt sich oft durch Unruhe, viele Gedanken/Sorgen, Ängste, Erschöpfung, Überforderung, Schlaflosigkeit, Verstopfung oder Blähungen.
Ausgleichen kann man diese durch das Gegenteil. Das heißt: Bewegung, Unruhe und Kälte werden durch WÄRME, ERDUNG & ROUTINEN ausgeglichen und stärken damit das KAPHA:
WÄRME: 3 warme Mahlzeiten täglich, warme Getränke wie Tee, Ingwerwasser & warmes Wasser (Kaffee eher meiden), sich warm anziehen
ERDUNG: durch Nahrung wie Wurzelgemüse (Karotten, Rote Rüben, Süßkartoffel) oder ruhige Spaziergänge in der Natur sowie Yin Yoga, mehr Öl in Nahrung integrieren und äußerlich (Haut einölen)
ROUTINEN: zur selben Zeit aufstehen und schlafen gehen, regelmäßige Essenszeiten, eine kleine Morgen- oder Abendroutine
Die am Anfang der Schwangerschaft recht weit verbreitete ÜBELKEIT oder Erbrechen hat aus ayurvedischer Sicht meist mit einem hohen PITTA zu tun. Denn das Pitta Dosha ist auch mit dem Hormonhaushalt verbunden und der ändert sich zu Beginn der Schwangerschaft. Außerdem wird Übelkeit – v.a. in Kombination mit Erbrechen oder Völlegefühl – dem KAPHA-Dosha zugeordnet.
Während der Schwangerschaft oft PITTA dominant
Im Verlauf der Schwangerschaft ist meist das PITTA erhöht, was sich in einem vermehrten Hitzeempfinden, Schwitzen, Sodbrennen, Entzündungen, Migräne, Wut, Aggression, Gereiztheit oder übertriebenem Perfektionismus ausdrücken kann. Hier empfiehlt der Ayurveda mit KÜHLEN, trockenen, MILD gewürzten Speisen entgegen zu steuern. Auch den Geist kühlen, beruhigen zB durch Routinen, mäßige BEWEGUNG, mehr PAUSEN, weniger To-Dos.
KÜHLUNG: durch Lebensmittel wie Minze, Melone, frische Kräuter, Kokoswasser/-öl, Kardamom, Koriander, bitteres Gemüse; Mittagshitze meiden, feuchte Umgebung (Garten, Wald)
MODERATE BEWEGUNG: wie Walken, Spaziergänge oder Schwimmen zum Abbau von Wut/Aggression
PAUSEN: regelmäßig Pausen einlegen, entspannen, Atemübungen (tiefe Bauchatmung) machen, Abgeben/Delegieren lernen
Kühle Speisen heißt übrigens nicht kalt oder nur roh, wobei bei hohem Pitta durchaus ein bestimmter Rohkostanteil empfohlen wird. Vermieden werden sollten hingegen zu saure (Essig, Zitrone, Fermentiertes), salzige und scharfe Gerichte sowie Anregendes wie Kaffee, Schwarz-/Grüntee & Alkohol (der ohnehin in der Schwangerschaft tabu ist).
Eine individuelle Analyse kann gezielt Disbalancen ausgleichen
Generell sollte also in der Schwangerschaft das Vata und Pitta Dosha beruhigt werden, vor allem, wenn eine Frau schon einen hohen Vata oder Pitta-Anteil hat. Dabei muss sowohl die Grundkonstitution (Prakruti), mit der man geboren wurde, als auch das aktuelle Ungleichgewicht (Vikruti) berücksichtigt werden. Dabei kann in der Schwangerschaft nicht nur ein Vata oder Pitta Ungleichgewicht auftreten, sondern auch zu viel Kapha vorhanden sein. Das zeigt sich zB in Wassereinlagerungen uvm.
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